Aktinische Keratose - in situ Karzinom
Der weiße Hautkrebs, der in den Stachelzellen (zweitunterste Lage der Hautschicht 1) entsteht. Dieser Typ ist der mit Abstand häufigste weiße Hautkrebs. Er wächst ebenfalls langsam, zuerst nur nach den Seiten, wie ein Unkraut im Garten.
Er heißt „aktinische“ (=lichtbedingte) Keratose“ (Verhornung), weil er oft zuerst als Rauhigkeit, Schuppung oder schorfige Stelle auffällt. Der Schorf besteht aus abgestorbenen Zellen der obersten Hornschicht und kann sich häufig lösen, weshalb der Patient oft meint, es sei abgeheilt. Die darunter liegenden Stachelzellen bleiben jedoch unverändert und bilden später einen neuen Schorf. Dieser Hautkrebs ist anfangs relativ harmlos.
Entgegen häufig verbreiteter Meinung handelt es sich hier um KEINE VORSTUFE eines Hautkrebses. Der Unterschied zum Stachelzellkarzinom (siehe Spinaliom) liegt nur darin, dass sich die Aktinische Keratose bzw. das in-situ-Karzinom (noch) in der Hautschicht 1 befindet und durch die schützende Folie der Basalmembran (im Schaubild grün) von der Hautschicht 2 (wo es richtig gefährlich wird) getrennt ist.
Die aktinische Keratose ist jedoch der kleine Bruder des invasiven Stachelzellkarzinoms (Spinaliom), hat alle dessen Fähigkeiten und kann in 10 Prozent bis zu 20 Prozent der Fälle die schützende Folie der Basalmembran durchbrechen und sich damit in ein invasives Stachelzellkarzinom umwandeln.
Symptome
Aktinische Keratose (in situ-Karzinom): Meist fühlt man sie, bevor man sie sieht: eine kleine raue, leicht gerötete Stelle, die zwischendurch auch wieder komplett verschwinden kann - vor allem wenn sie mit einer Fettcreme behandelt wird - aber an derselben Stelle wieder zurückkommt. Hierbei handelt es sich um einen Hautkrebs im Frühstadium, d.h. er befindet sich in einer oberen Hautschicht und hat die Basalmembran noch nicht durchbrochen. Somit können sich in diesem Stadium keine Metastasen bilden.
Aktinische Keratosen können unbehandelt allerdings tiefer in die Haut eindringen und sich zu Stachelzellkarzinomen (Spinaliomen) weiterentwickeln.
Wer ist betroffen?
Überwiegend Menschen ab 45 oder 50 Jahre aufwärts, die sich viel in der Sonne aufgehalten haben (oft ohne, dass ihnen das bewusst war). Dadurch entwickelt sich zuerst ein Lichtschaden der Haut, überwiegend auf den „Sonnenterrassen“: im Gesicht, wie Schläfen, Stirn, Nase und Wangen, Kopfhaut, vor allem bei Glatze der Männer, aber auch an den Handrücken, oder anderen Stellen, die der Sonne ausgesetzt waren.
Erste Anzeichen für einen Lichtschaden der Haut können sich schon vor Entstehung aktinischer Keratosen bemerkbar machen und sind ernste Warnsignale: "Bunterwerden" der Haut mit braunen Pigmentflecken („Altersflecken“) oder auch kleinen weißlichen Stellen, „Dünnerwerden“ der Haut mit Bildung von Falten, durchscheinenden Äderchen, Entstehung von blauen Flecken auch nach kleinsten Stößen.
Die aktinische Keratose entsteht meist aus einem Lichtschaden der Haut.
Normale, nicht geschädigte Haut (blau) an den Stellen, an denen kaum Sonne hinkam, und lichtgeschädigte Haut (rot) am Halsausschnitt und Decolleté, mit Braun- und Weißverfärbung der Haut.
Beispiele lichtgeschädigter Haut
Erkennen der Aktinischen Keratosen
Sie sehen oben eine aktinische Keratose an der Nase, an den Händen und an der Stirn (im roten Kreis). Die blau eingekreiste Stelle ist kein Basalzellkarzinom, wie man meinen könnte, sondern nur eine harmlose Talgdrüsenvergrößerung.
Aktinische Keratose am Ohr. Diese Form ist per Blickdiagnose nicht von einem sehr bösartigen invasivem Spinaliom unterscheiden, sondern nur durch Biopsie und anschließende feingewebliche Untersuchung.
Behandlung aktinischer Keratosen
Aktinische Keratosen müssen in den meisten Fällen zum Glück nicht operiert werden. Es ist jedoch meist von Vorteil, wenn die Diagnose durch eine feingewebliche (histologische) Untersuchung festgestellt wird und man dann sicher ist, dass es sich hier noch um kein Spinaliom handelt, da letzteres immer operativ entfernt werden muss. Es gibt folgende Möglichkeiten einer nicht bzw. wenig invasiven Therapie:
- Flüssiger Stickstoff („Kryotherapie“ oder „Vereisung“), das geht nur bei kleinen und nicht stark verhornten aktinischen Keratosen
- verschiedene Lokaltherapeutika (Cremes), die eine mehr oder weniger starke Entzündung der Haut hervorrufen und so die aktinische Keratose quasi „verbrennen“f
- Entfernung in örtlicher Betäubung mit dem Laser (CO2-Laser oder gepulster Erbium-YAG-Laser)
- oder eine Kombinationstherapie von CO2-Laser und anschließender Lichtbehandlung (sog. Photodynamische Therapie, PDT bzw. PDLT) behandelt werden. Letztere ist eine sanfte, elegante und gleichzeitig sehr effektive Heilmethode mit besten medizinischen und kosmetischen Ergebnissen.
Die Photodynamische Lasertherapie (PDT bzw. PDLT) wird in den letzten Jahren zunehmend zur Behandlung des oberflächlichen weißen Hautkrebses (aktinische Keratosen, flache Basalzellkarzinome, in-situ-Karzinome vom Typ des M. Bowen) eingesetzt. Die Vorteile dieser Behandlung, die in der Regel ohne örtliche Betäubung durchgeführt werden kann, sind eine geringe Invasivität und eine narbenfreie Abheilung bei einem exzellenten Therapieerfolg.
Wie funktioniert die PDT? Die Zellen unseres Körpers werden ständig erneuert. Dabei gibt eine bestimmte Substanz, die sog. DNA, den Bauplan der Erbanlagen vor. Treten nun - z.B. durch langjährige Einwirkung von UV-Strahlen des Sonnenlichts ausgelöste - kleine „Fehler“ bei der Zellteilung auf, kann eine bösartige Entartung in der Zelle entstehen. Zellen mit DNA-Schäden nehmen bevorzugt einen bestimmten Stoff, die Aminolävulinsäure (ALA) auf. Dies ist eine natürliche, im menschlichen Körper vorkommende Substanz, die bei der Bildung des roten Blutfarbstoffes benötigt wird. Von den „kranken“ Zellen wird ALA in Protoporphyrin (PP) umgewandelt, was sehr lichtempfindlich ist. Bei Lichteinwirkung provoziert dieser Stoff den Zerfall von Sauerstoffmolekülen in Sauerstoffradikale, welche giftig für die Zelle sind - sie stirbt ab. Gesunde Hautzellen werden weitgehend geschont. Diesen Reparaturmechanismus der Natur hat sich die PDT zu Nutze gemacht. Wenn es gelingt, das ALA in den krebskranken Hautzellen (durch zusätzliches Auftragen von ALA auf die Haut) vollständig in das hoch lichtempfindliche Protoporphyrin umzuwandeln, können die kranken Zellen durch die nachfolgende Bestrahlung mit rotem Licht zerstört werden. Sie werden dann durch nachwachsende gesunde Hautzellen ersetzt.
Während der Behandlung treten häufig ein sonnenbrandähnliches Brennen, gelegentlich auch Schmerzen auf, welche durch Kühlung gelindert werden. Auf Wunsch kann eine betäubende Creme aufgetragen oder die Behandlung in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Nach der PDT kann es an den behandelten Hautstellen zu vorübergehenden Rötungen, Braunfärbungen, Schwellungen und der Bildung von Krusten kommen.
Die Kosten für die PDT werden von den gesetzlichen Krankenkassen bisher leider nicht übernommen, von den privaten Krankenkassen in der Regel jedoch voll erstattet.
Die neueste Variante dieser Behandlungsform ist die sog. Daylight-PDT, die mit dem Tageslicht unserer Sonne funktioniert, jedoch nur in der lichtreichen Jahreszeit von Mai bis Oktober.
Wie verläuft die Behandlung mit der Laser-PDT genau? Die Behandlung läuft in 2 Schritten ab, die ca. 1,5-3 Stunden auseinander liegen.
Wenn Sie zur 1. Behandlung kommen, wird zuerst die krebserkrankte Hautstelle mit einem abwischbaren Stift angezeichnet. Da die Hautkrebszellen durch ihre Natur als Stachelzellen an der Hautoberfläche verhornen (was v. Pat. oft als rauhe Stelle oder Kruste bemerkt wird), muss zuerst die (nicht immer mit bloßem Auge sichtbare) Verhornung abgetragen werden. Dies geschieht mit Hilfe des fraktionierten CO2-Fraxel Lasers. Man kann sich dies auch so vorstellen, dass – ähnlich wie beim Streichen einer Fläche – die zu behandelnde Stelle zuerst etwas aufgerauht wird. Diese Laserbehandlung ist kaum schmerzhaft und wird meistens als ein weniger als 1 Sekunde dauerndes leichtes Brennen empfunden.
im Bild: Mit Laser aufgerauhte Hautstelle, bevor die Metvix-Salbe zur PDT-Behandlung aufgetragen wird.
Auf die gelaserte Fläche wird dann die Metvix Creme aufgetragen und kann dadurch besser in die tieferen Hautschichten eindringen. Dieses Verfahren wird als LAAD – „laser assisted drug delivery“ – bezeichnet. Danach wird ein lichtundurchlässiger Verband angelegt, und Sie können die Klinik wieder verlassen.
Zur 2. Behandlung kommen Sie am selben Tag - einige Stunden später - wieder in die Klinik. Nachdem der Verband abgenommen wurde, können die Hautstellen nun
a) mit einer Lampe, die ein blaues, sog. „Schwarzlicht“ aussendet, genau abgegrenzt werden. Diese sog. Photodynamische Diagnostik erlaubt es auch, mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Hautkrebszellen zu entdecken.
b) Gleich daran anschließend wird in einem anderen Raum die Hautstelle mit einem speziellen roten Licht, energiereichen roten Photonen (Lichtteilchen) bestrahlt. Hier werden die krebskranken Zellen zerstört und durch neu nachwachsende gesunde Zellen ersetzt. Es handelt sich hierbei um eine Licht-, und nicht um eine Röntgenbestrahlung! Die Behandlung selbst findet in ruhiger entspannter Atmosphäre statt und dauert ca. 2-6 Minuten. Wenn es in den meisten Fällen zu einem Brennen oder Schmerzen an der behandelten Stelle kommt, wird von uns mit einem Kaltluftgebläse gekühlt. Bei der ganzen Behandlung ist immer eine Assistentin dabei. Auf Wunsch kann die Behandlung auch in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Nach der Behandlung kommt es in der Regel zu einer Rötung, u.U. Schwellung und Schuppung, selten zur Bildung von Bläschen oder Krusten an der behandelten Hautstelle. Manchmal kann ein leichtes Brenngefühl auch noch einige Stunden nachwirken. Dieser Zustand kann aussehen wie nach einem Sonnenbrand und heilt jedoch wieder narbenlos ab. Es ist jedoch kein Sonnenbrand, sondern ein Mechanismus der Haut, die zerstörten Hautkrebszellen nach außen abzustoßen. Dieser Prozess ist in der Regel nach 4-10 Tagen abgeschlossen. Im Gegensatz zur Röntgenbestrahlung kann diese PDLT-Behandlung problemlos wiederholt werden, wenn neue Hautkrebsstellen auftauchen sollten.
im Bild: PDLT-Behandlung in unserer Klinik in entspannter Atmosphäre. Aus dem Schlauch, den die Assistentin hält, kommt Kaltluft zur Kühlung.
In der Regel sind 1 bis 2 (in manchen Fällen auch mehrere) PDLT-Behandlungen im Abstand von ca. 10-14 Tagen (oder mehr) erforderlich. Durch diese photodynamische Lasertherapie kommt es nicht nur zu einer Abheilung des Hautkrebses, sondern auch zu einer Glättung der Haut.
Sehr selten kann eine Allergie gegen die Metvix-Creme vorkommen (was bei uns nach fast 15-jähriger Erfahrung bei Tausenden von Patienten noch nie aufgetreten ist), oder – ebenfalls absolut selten - es können auch Pigmentierungen (bräunliche Verfärbungen) oder länger anhaltende Rötungen auftreten. In der Regel verschwinden diese meist wieder von selbst, können aber – falls erforderlich – auch mit speziellen Pigment- oder Gefäßlasern behandelt werden.
Bitte beachten: Sie sollten für ca. 3-4 Wochen auf die behandelte Stelle in der lichtreichen Jahreszeit einen guten UV-Lichtschutz (Faktor 50+ im UV-B-Bereich, Faktor 35+ im UV-A-Bereich) auftragen, den wir Ihnen mitgeben können.
Allerdings ist es am besten, Sie gewöhnen sich daran, täglich morgens routinemäßig diesen Lichtschutz im Gesicht, Kopfbereich, Ohren, Hals und Händen, ggf. auch Armen aufzutragen. Denn Vorbeugen ist besser als Heilen.